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Automatisierte Governance in der Ära der Blockchain-Technologie (2024), S. XVII, XVIII 
E. Vorwort – Christoph Jentzsch – … 
Alexander Hannemann, Robert Müller 

XVII E. Vorwort – Christoph Jentzsch – „The DAO“-Gründer

Im November 2015 fand in London eine denkwürdige Konferenz statt: Devcon One.

Die junge Ethereum Community hatte sich zum ersten Mal nach dem Launch der Blockchain, die DAOs möglichen machen sollte, zusammengefunden. Hier wurde kurzerhand, ohne auch nur annähernd die weitreichenden Folgen zu erkennen, entschlossen, die erste Smart Contract basierte DAO auszurufen.

Warum? Manche mögen meinen, es war aus rein finanziellen Beweggründen oder um persönlichen Ruhm zu erlangen. Doch in Wahrheit war die Zeit dafür einfach gekommen, und hoch motivierte Entwickler, die selbst am Entstehen der Ethereum Blockchain beteiligt waren, konnten dem Gedanken nicht widerstehen, eine richtige DAO zu bauen, einfach weil sie der Meinung waren, dass sie es jetzt konnten. Es war ein Mix aus Mut und viel Naivität.

Auch wenn das Projekt, „The DAO“, technisch scheiterte, brachte es den Stein ins Rollen, der die Entwicklung unzähliger DAOs und ähnlicher Projekte anstieß.

Es wurden mehr Fragen aufgeworfen als Antworten gegeben.

Im vermeintlich rechtsleeren Raum hat auf Basis der Blockchain-Technologie die Kreativität ihren freien Lauf genommen.

Hannemann und Müller haben es mit diesem Buch geschafft, nicht nur Klarheit und Struktur in die aktuelle Entwicklung zu bringen, sondern auch die vielen hochkomplexen Berührungspunkte mit der rechtlichen Realwelt zu erörtern. Es wurden im nationalen sowie internationalen Kontext die Möglichkeiten der Einordnung bzgl. des Gesellschaftsrechtes, Steuerrechts sowie der Verordnungen über Märkte für Kryptowerte mit viel Liebe zum Detail abgewogen. Das Buch schlägt eine Brücke zwischen zwei scheinbar getrennten Welten.

Dem seit Jahrhunderten etablierten und sich inzwischen weit entwickelten Recht, mit Gesetzen und klaren Aufgabenbereichen der Judikative, Legislative und Exekutive, und der Blockchain-Welt, in der man versucht hat wie auf der grünen Wiese das System, basierend auf Code, neu zu erfinden.

Auch wenn das Buch klar die Missstände rund um die rechtliche Einordnung von DAOs aufzeigt, überwiegt der Optimismus und es werden Wege nach vorn aufgezeigt, wie rechtssicher durch DAOs ein echter Mehrwert für die Gesellschaft entstehen kann.

XVIII Als wenn das nicht schon Herausforderung genug wäre, wird auch der rechtliche Kontext der Künstlichen Intelligenz, bis hin zu der perspektivischen Verbindung mit DAOs diskutiert.

Neben Urheberrechtsfragen werden auch Fragen zu Persönlichkeitsrechten angegangen. Was ist der Mensch, welche Beziehung hat er zu KI und welche Rechte sprechen wir ihr zu? Was kann eine, an eine DAO angeknüpfte, KI bewirken?

T. S. Eliot sagte einst, “You never know how far you can go, until you’ve gone too far”. Genau diese Grenze gilt es, zu erforschen. Nicht mit Angst, sondern voller Optimismus aber auch Weisheit.

Christoph Jentzsch,

„Tokenize.it“, vormals engagiert bei „The DAO“ und „Ethereum“1

1 Christoph Jentsch hat theoretische Physik studiert. 2014 hat er sich der Ethereum Foundation angeschlossen und dort zusammen mit Vitalik Buterin Ethereum aufgebaut. Er war involviert in das Projekt „The DAO“.
 
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