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RdF-News
09.03.2015
RdF-News
EY: Global Commercial Banking Survey – Jeder dritte Geschäftskunde will demnächst die Hausbank wechseln

Das sind Ergebnisse einer aktuellen Umfrage der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young (EY), bei der rd. 2 000 Firmenkunden in 24 Ländern (davon 173 in Deutschland) befragt wurden:

Die Hausbanken müssen sich auf einen härteren Kampf um Firmenkunden einstellen: In den kommenden zwölf Monaten will mehr als ein Drittel der Geschäftskunden (36 %) in Deutschland die Hausbank wechseln. In den vergangenen zwölf Monaten haben nur 15 % die bestehende Bankverbindung tatsächlich gewechselt. Besonders bitter für die Banken: Die Wechselbereitschaft ist hoch, obwohl ein Drittel der Unternehmen sehr zufrieden mit ihrer aktuellen Hausbank sind und die Hälfte zufrieden.

Doch nicht nur innerhalb der Bankenbranche droht eine verschärfte Konkurrenz – immer mehr Non-Banks (z. B. Kreditkartenunternehmen, Telekommunikationsdienstleister, Versicherungen oder Technologie-Provoider) drängen mit Bankdienstleistungen für Geschäftskunden auf den Markt und können auf weiteren Kundenzuwachs spekulieren. Aktuell nutzen in Deutschland zwei von drei Firmenkunden Non-Banks. 16 % zeigen Interesse an der Nutzung von Non-Banks, damit steigt das Potential insgesamt auf 82 %. In Westeuropa beträgt das Potential 78 %, weltweit 71 %.

Nachgefragt wird bei Non-Banks in erster Linie die Vorfinanzierung von Handelstätigkeiten. 46 % der befragten deutschen Unternehmen nutzen dafür bereits einen Dienstleister außerhalb des klassischen Bankgewerbes. 30 % planen dies, wodurch sich ein Gesamtpotenzial von 76 % der Unternehmen ergibt. Auf den Plätzen folgen Hypothekendarlehen (65 % Gesamtpotenzial) sowie Pensionspläne (63 %). Eher gering ist das Interesse an Investment-Banking inklusive der Unterstützung bei Firmenübernahmen, das lediglich ein Viertel der Firmenkunden über Non-Banks abwickelt. 13 % planen dies zu tun.

Der Kampf um die Kunden im Bankengeschäft dürfte damit weiter an Schärfe gewinnen, zumal die attraktivste Kundengruppe in Deutschland unterrepräsentiert ist. In Deutschland ist der Anteil der wachsenden internationalen Firmen deutlich geringer als im weltweiten Durchschnitt. Damit sind Unternehmen gemeint, deren Strategien auf internationales Wachstum und eine Ausweitung der Produktpalette ausgelegt sind. Über die Hälfte des Umsatzes erzielen sie im Durchschnitt in den kommenden drei Jahren im Ausland. Sie nutzen mehr Bankprodukte (6,7 im Durchschnitt) und pflegen mehr Bankbeziehungen (3,7 im Durchschnitt) als die Traditionalisten. Damit sind sie überaus interessant als Bankkunden. Ihr Anteil liegt in Deutschland jedoch nur bei 28 Prozent, während er weltweit 36 Prozent beträgt.

Firmenkunden sind der Umfrage zufolge zuallererst preis- und imagebewusst. Jeweils 36 % der Unternehmen, die in den vergangenen zwölf Monaten in Deutschland ihre Hausbank gewechselt haben, nennen als wichtigsten Grund die Preisgestaltung und die Reputation der Bank. Es folgt die Produktpalette, die fast jeder Dritte als wichtigsten Grund für einen Wechsel nennt. Die Versorgung mit Fremdkapital scheint bei den bestehenden Hausbankverbindungen ziemlich gut zu laufen. Nur 14 % der Befragten nennen den Zugang zu Fremdkapital als wichtigsten Grund für einen Wechsel.

Doch auch beim Wechsel klappt nicht immer alles reibungslos. 8 % der Unternehmen in Deutschland waren nach einem Hausbankwechsel unzufrieden, 23 % waren eher unzufrieden. Damit hatte fast jedes dritte Unternehmen Probleme beim Wechsel. Vor allem bei der Kommunikation haperte es laut 36 % der Befragten. Jeder Vierte hatte mit zu vielen Formalitäten zu kämpfen.

Befragt nach den wichtigsten Kriterien, nach denen sie sich für eine neue Hausbank beziehungsweise den Verbleib bei der alten entscheiden, gaben 51 % der Befragten an, dass für sie die Qualität des Produktes an erster Stelle stehe. Genau der Hälfte ist der Relationship-Manager am wichtigsten, also die Person, die sie direkt betreut.

Vor allem bei der Technologie klafft zwischen dem Anspruch der Unternehmer und dem tatsächlich zur Verfügung stehenden Leistungsportfolio der Banken die größte Lücke. Nur 41 % der Unternehmer gaben an, dass sie mit dem Technologieangebot (Apps, Onlinedienste) ihrer Bank auch tatsächlich zufrieden seien, obwohl knapp die Hälfte (48 %) diesen Punkt als wichtigstes Kriterium genannt hat – eine Differenz von sieben Prozentpunkten.

Firmenkunden in Deutschland nutzen Onlinedienste ihrer Banken bereits überdurchschnittlich oft. Während hierzulande knapp die Hälfte (48 %) täglich Bankgeschäfte über Onlinedienste abwickelt, ist die Frequenz im europäischen und weltweiten Vergleich etwas niedriger (46 bzw. 44 %). Bei der täglichen Nutzung von Mobildiensten für Bankgeschäfte liegt Deutschland (39 %) leicht unter dem europäischen Durchschnitt (40 %). Der Abstand zum weltweiten Durchschnitt (31 %) ist aber sehr hoch.

Dabei würden sich in Deutschland noch mehr Unternehmen zur Nutzung von Online- und Mobildiensten bewegen lassen – wenn v. a. für eine ausreichende Sicherheit gesorgt ist. Jeweils etwa 40 % geben an, dass sie bei der Sicherheit die größten Probleme sehen. Ein etwa gleich großer Anteil würde aber vermehrt Onlinedienste (42 %) bzw. Mobildienste (40 %) nutzen, wenn die Sicherheitsmaßnahmen verbessert werden. Als Haupthindernisse sehen sie neben einer ihrer Meinung nach mangelnden Sicherheit auch eine noch zu langsame Geschwindigkeit der Dienste sowie eine ungenügende Funktionalität. Aber die Bank-Filiale – so die Studie – hat noch nicht ausgedient: Jeder zweite Firmenkunde (46 %) will lieber in der Filiale beraten werden. Fast ebenso viele (45 %) bevorzugen für die Prüfung ihrer Bonität den Gang zur Filiale. Die Verwaltung des eigenen Kontos würden 43 % gerne vor Ort abwickeln.

Die ausführliche Pressemitteilung sowie die Studie finden Sie unter www.ey.com.

(PM EY vom 9.3.2015)

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