EZB: Bericht über die Struktur des Bankensektors 2014
Die Europäische Zentralbank hat am 13.10.2014 den Bericht über die Struktur des Bankensektors 2014 veröffentlicht, der einen Überblick über die wichtigsten strukturellen Entwicklungen im Bankensektor des Euro-Währungsgebiets bis Ende 2013 gibt. Der Bericht bedient sich einer
Reihe öffentlich verfügbarer Datenquellen, insbesondere der aggregierten jährlichen Bankenstatistiken, die von der EZB veröffentlicht werden.
Wie der Bericht zeigt, hat sich die Konsolidierung des Bankensystems im Euroraum 2013 fortgesetzt. Der Rationalisierungsprozess deutet darauf hin, dass die Effizienz des Systems insgesamt weiter verbessert wird. Die Gesamtzahl der Kreditinstitute sank 2013 erneut, und
zwar auf 5 948, nach 6 100 im Vorjahr und 6 690 im Jahr 2008.
Die Bilanzsumme des Bankensektors im Eurogebiet ging auf 26,8 Bio. Euro zurück, verglichen mit 29,6 Bio. Euro im Jahr 2012 und 33,5 Bio. Euro im Jahr 2008. Ursächlich hierfür war vor allem die Entwicklung bei den großen Banken, wobei der Abbau von Derivatepositionen rund die Hälfte der Bilanzschrumpfung insgesamt ausmachte. Hierin spiegelt sich weitgehend die kontinuierliche Bilanzbereinigung und ein damit zusammenhängendes Abstoßen von nicht zum Kerngeschäft gehörenden Vermögenswerten wider. Die Bankensektoren der am stärksten von
der Finanzkrise betroffenen Länder des Euro-Währungsgebiets erfuhren im Allgemeinen auch die tiefgreifendsten Strukturveränderungen.
Was die Verbindlichkeiten und Finanzierungsmuster der Banken betrifft, so setzte sich die graduelle Verschiebung zugunsten der Einlagefinanzierung 2013 fort; der Anteil von Kundeneinlagen an den Verbindlichkeiten stieg dabei im Durchschnitt (Median) auf 52 %.
Gleichzeitig reduzierten die Banken des Euroraums ihre Abhängigkeit von der Wholesale-Refinanzierung; gegenüber seinem Höchststand von 36 % im Jahr 2009 fiel der entsprechende durchschnittliche Anteil auf 23 % im Berichtsjahr. Darüber hinaus reduzierten die Banken 2013
ihren Rückgriff auf die Refinanzierung über die Zentralbank, was sich vor allem an den Rückzahlungen von Mitteln aus LTROs erkennen lässt.
Die Rentabilität stellt über den Bankensektor hinaus weiterhin eine Herausforderung dar; sie wird durch das niedrige Zinsniveau, durch die anhaltende Verschlechterung der Qualität der Vermögenswerte und in einigen Fällen durch Kosten für Umstrukturierungen und
Rechtsstreitigkeiten belastet. Das aggregierte Betriebsergebnis ist hingegen leicht gestiegen, und in allen Ländern wurden operative Verluste für den Bankensektor als Ganzen verhindert. Die regulatorischen Eigenkapitalquoten für Banken des Euro-Währungsgebiets haben sich
2013 erneut verbessert, was sowohl auf Kapitalerhöhungen als auch auf einen Rückgang der risikogewichteten Aktiva zurückzuführen ist; dabei stieg der Median der Kernkapitalquote (Tier 1) auf 13 % nach 12,1 % im Vorjahr.
„Aus dem Bericht geht hervor, dass der europäische Bankensektor seinen Fremdkapitalanteil weiter abgebaut hat. Dem steht ein deutlicher Anstieg der Geschäftstätigkeit der sog. Schattenbanken gegenüber, die es zu untersuchen gilt”, sagte EZB-Vizepräsident Vítor
Constâncio.
Der Bericht enthält zwei Sonderaufsätze. Im ersten Aufsatz mit dem Titel „Structural features of the wider euro area financial sector” werden die einzelnen Komponenten des Nichtbankenbereichs im Finanzsektor des Euroraums und dabei vor allem Schattenbanken,
Versicherungsgesellschaften und Pensionskassen untersucht. Analysiert werden die Zusammensetzung der Aktiva sowie die Liquiditätsengpässe und Fälligkeitsinkongruenzen in den aggregierten Bilanzen dieser Nichtbanken im Finanzsektor.
Im zweiten Sonderaufsatz mit dem Titel „The Relationship between structural and cyclical features of the EU financial sector“ werden das Verhältnis und mögliche Wechselbeziehungen zwischen den Strukturmerkmalen des Bankensektors in den EU-Mitgliedstaaten und der
Entwicklung der jeweiligen Bankensektoren über den Finanzzyklus hinweg erörtert. Dieser Aufsatz soll politischen Entscheidungsträgern als Orientierungshilfe dienen und ihnen zeigen, wie sie zyklische und strukturelle Maßnahmen richtig einsetzen können, um den damit
verbundenen Risiken zu begegnen.
Der Bericht ist auf der Website der EZB abrufbar.
(www.bundesbank.de)