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RdF-News
15.08.2014
RdF-News
Prof. Dr. Edgar Löw: Macro Hedging – ein Standard mit Brisanz, nicht nur für Banken

Gerade erst hat der International Accounting Standards Board (IASB) ein Diskussionspapier (DP) zur bilanziellen Abbildung von Macro Hedges veröffentlicht. Die Kommentierungsfrist läuft bis zum 17.10.2014. Sie sollte genutzt werden – nicht nur von Banken. Zwar scheint das DP auf den ersten Blick auf Banken zugeschnitten, denn es behandelt primär die Abbildung der Zinssteuerung. Aber der IASB betont expressis verbis, dass der endgültige Standard branchen- und risikenübergreifend ausgestaltet werden wird. Da er sich gerade nicht auf das Management finanzieller Risiken beschränken soll, wurde er sachgerecht aus dem (neuen) Standard zur Bilanzierung von Finanzinstrumenten (IFRS 9) herausgelöst.

 

Sind Industrie- und Handelsunternehmen Risiken in Rohstoffen auf Metall- und Edelmetallmärkten, auf Energiemärkten oder auf Märkten für Agrarprodukte ausgesetzt und steuern sie diese dynamisch auf Portfoliobasis in offenen Portfolien, bei welchen sich Abgänge und Zugänge fortlaufend ergeben können, lohnt sich eine Beschäftigung mit den Kernelementen des DP.

 

Der IASB verwendet konzeptionell ein Modell, nach welchem das betreffende Portfolio regelmäßig neu zu bewerten ist (sog. Portfolio Revaluation Approach). Keineswegs ist eine komplette Fair Value Bewertung vorgesehen, sondern es ist derjenige Teil des Fair Values herauszugreifen, der tatsächlich abgesichert wurde. Dies ist zu begrüßen, weil insoweit ein gezielter Risikoausgleich auch bilanziell anerkannt wird. Damit unterscheidet sich das DP deutlich von der Verwendung einer Fair Value Option, die stets eine Bewertung zum vollständigen Zeitwert verlangt.

 

Für Banken stellt sich eine brisante und nicht zu unterschätzende Gretchenfrage. Werden sie künftig bereit sein, ihre offenen Zinsrisiken transparent zu zeigen? Veränderte Risiken würden die GuV durchlaufen und in einer Nettoposition sichtbar. Eine sehr gute Annäherung an die praktizierte Risikosteuerung der Treasury könnte gelingen, die GuV wäre hier tatsächlich interpretierbar. Die Aussagefähigkeit eines Bankenabschlusses würde sich hinsichtlich der Risikosteuerung deutlich erhöhen. Allerdings käme dies einer (wünschenswerten) Revolution in der Bankbilanzierung gleich.

 

Oder geht es Banken, wie bei den bisherigen, unzureichenden und zu Recht kritisierten Regelungen weiterhin lediglich darum, Derivatevolatilitäten in der GuV so weit wie möglich zu eliminieren? Die Aussagekraft einer solchermaßen gebildeten GuV-Position bliebe äußerst beschränkt, die sich durch das DP eröffneten Chancen blieben ungenutzt. Volatilitätsreduzierung ist kein Bilanzierungsziel per se.

 

Gerade nach der Finanzmarktkrise wäre ein Bekenntnis zu echter Risikotransparenz und zur Vertrauensbildung wünschenswert. In der Kommentierung gilt es, Farbe zu bekennen. Alle Unternehmen und Bilanzleser sind dazu aufgefordert.

 

Prof. Dr. Edgar Löw ist Professor für Rechnungslegung an der Frankfurt School of Finance and Management, Frankfurt a. M., und Mitglied des Beirats der RdF.

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